Trüge sie Hotpants und stünde sie auf High Heels,
es würde ihr auch nichts helfen.
30. November 2015
29. November 2015
28. November 2015
All das, was ich hier im Wohnzimmer sehe, betont er
und macht mit der Hand einen stolzen Rundumschwenk, mit Ausnahme des
Fernsehers, stamme aus Familienbesitz, teils väterlicherseits, teils aus der
mütterlichen Verwandtschaft. Interessant, sage ich und denke: Dieser Plüsch und
Plunder sieht auf den ersten Blick würdevoll aus, nimmt einem aber schon im
nächsten Moment den Atem. So stelle ich mir die Wirkung von Gärgas vor.
27. November 2015
Vorhin
Sein weggetretener Blick wirkte, als hätte er gerade einen
durchgezogen und wäre irgendwo, nur nicht hier.
26. November 2015
25. November 2015
24. November 2015
23. November 2015
22. November 2015
Er spricht immer nur über seine eigenen Ansichten, andere interessieren ihn nicht. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, woher er seine Weisheiten hat. Vielleicht ist es das, was ihn so anziehend macht für L., die ihn mit ihren blauen Augen anschaut, als hätte sie in ihm Amerika entdeckt. Dabei ist er nichts anderes, als ein in sich selbst verliebter Simpel.
21. November 2015
Der Schal,
den sie leger um den Hals geworfen trägt, hat Geld gekostet,
und nicht zu wenig, genau wie die cremefarbenen Pumps, die glänzen, als hätten
sie eben noch im Schaufenster gestanden. Sie ist der Typ Frau, die sich für den
Mann entschieden hat, der es sich leisten kann, ihr ein angenehmes Leben zu
bieten. Vermutlich ist der Freitag, vielleicht auch der Samstag, der Tag des
Herrn. Es sei denn, die Migräne funkt dazwischen.
20. November 2015
19. November 2015
18. November 2015
16. November 2015
… und und und so fort so fort.
So wie sich der Priester ein
wallendes Gewand überzieht, um sich der sinnlichen Erfahrung zu entziehen, so verkleiden die
Politiker die Wirklichkeit mit wallenden Worten. Dann wird aus arm sozial
schwach, aus
Krieg eine humanitäre Aktion, aus dem Bombardement eines Spitals ein Kollateralschaden, Luftvergiftung heißt Schadstoffemission, die
Erhöhung der Arbeitslosenzahl nennt sich Rückgang
der Beschäftigungszahl, aus dem Druck der Wirtschaft auf die Politik werden Sachzwänge, und die Kürzung staatlicher Leistungen bis an die Schmerzgrenze
heißt Zumutbarkeitsregelung …
14. November 2015
13. November 2015
… irgendwie doch.
Da
wir uns schon lange kennen, fast befreundet sind, erlaubte ich mir die Frage,
warum er sich von ihr getrennt habe. Nachdenklich sah er mich an: „Weißt Du,
ihr größtes Problem bei meiner Beerdigung wird sein: Welches Kleid ziehe ich
an?“ Er stockte, bevor er fortfuhr: „Als ich zu dieser Erkenntnis gekommen war
...“ Er hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. „Verstehste nicht,
oder?“ Nicht so ganz, aber …
11. November 2015
Auf dem Weg vom Elsass nach Hause traf ich H. in Kirchheim. Ich stand noch ganz unter dem Eindruck dessen, was mir mein Wirt berichtet hatte. Heute Mittag würde sein bester Freund beerdigt werden, er habe sich umgebracht, weil er es nicht verschmerzen konnte, dass seine Verlobte ihn verlassen hatte. H. grinste nur und meinte, wegen einer Frau würde er sich nie und nimmer umbringen. Wegen seiner Hunde schon. Dieser Tage, als ich das Anni erzählte, meinte sie: Was wunderst du dich? Hundbesitzer sind nun mal eine ganz eigene Spezies.
10. November 2015
Sie war die erotischste Frau gewesen. Und sie wusste das auch. Nachdem ihr Mann, ein Dixieland-Posaunist, sie verlassen hatte, alterte sie rapide, wie eine Birke, der man das Wasser entzogen hat. Eben fuhr sie vorbei. Am Glascontainer steigt sie vom Rad. Beide Gepäckträgertaschen sind prall voll mit leeren Flaschen.
9. November 2015
„Wie kommst denn du daher?“, sagt Herta. Eine Knieoperation hat er im September gehabt, sagt er. Anschließend Reha, Schmerzen wie verrückt. „Keiner hat gemerkt, dass was gebrochen war“, sagt er. Nachher sagt Herta: „Der schleppt aber auch ein Gewicht mit sich rum –! Nee –! Schon was dem sein Kopp wiegt“, sagt Herta. „Mannomann! Das hält doch kein Knie aus!“
7. November 2015
Gestern Abend wurde in Neustadt die Pfälzer Krimi-Anthologie „Slevogts Tod“ präsentiert. Einer der Autoren trug aus der Geschichte eines jeden der zwölf Kollegen zwei längere Abschnitte vor, stets gefolgt vom Blues eines Gitarristen. Nach Vorstellung der fünften Geschichte, als der Gitarrist zum Spielen ansetzte, machte sich einer der Autoren auf den Weg zur Toilette, der ihn durch einen Mittelgang zwischen den langen Tischreihen führte. Als er zurückkam, wurde er von frenetischem Klatschen des Publikums begrüßt. Erst als er auf seinem Platz war, erfuhr er warum: Der Kollege auf der Bühne, der ihn hatte vorstellen wollen, war durch lauten Zuruf des Verlegers darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Autor gerade auf der Toilette sei. Nachher, auf dem Nachhauseweg, dachte er: Wer kann schon von sich sagen, fürs Pinkeln Beifall bekommen zu haben?
4. November 2015
Zuletzt klagte G.H., Redakteur beim Rundfunk, über die
Beschwernisse im Umgang mit Witwen großer Musiker: Bei allem wollen sie mitreden, auch dann, wenn sie nicht die Spur
einer Ahnung haben. Erwartungsvoll sah er mich an, als ich sagte, ich trage
mich mit dem Gedanken, ein Buch über jene Witwen zu schreiben. Den Titel hätte
ich bereits. Sag schon, ermunterte er mich. Drachen, erwiderte ich,
mit drei Ausrufezeichen. Er fand, das sei ein sehr guter Titel.
3. November 2015
Er
bevorzugt bayerisches Bier; norddeutsches
lehnt er ab. Das bayerische habe den Vorzug, besser verträglich zu sein. Und
mehr davon trinken könne man auch. Um letzteres ginge es ihm, meint seine Frau, und
um nichts anderes. Sein Körper verlange das nun mal, entgegnet er, das sei genetisch bedingt … Sie blickt zum Himmel und wechselt das Thema.
2. November 2015
1. November 2015
Immer wieder erzählte er von damals, als in London das Musical HAIR gegeben wurde, und die Darsteller, total bekifft, sich ihrer Klamotten entledigten, und er es ihnen gleichtat, sich einen fetten Joint ansteckte und auf die Bühne ging. Irgendwann glaubte er sich selber. Dabei war ich es, der ihm die Geschichte erzählt hatte. Ich hatte sie irgendwo gelesen.
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