30. November 2015

Name geändert

Trüge sie Hotpants und stünde sie auf High Heels, es würde ihr auch nichts helfen.

29. November 2015





Es gehört schon Überwindung dazu, beim Klingeln des Telefons nicht alles liegen und stehen zu lassen.

28. November 2015

All das, was ich hier im Wohnzimmer sehe, betont er und macht mit der Hand einen stolzen Rundumschwenk, mit Ausnahme des Fernsehers, stamme aus Familienbesitz, teils väterlicherseits, teils aus der mütterlichen Verwandtschaft. Interessant, sage ich und denke: Dieser Plüsch und Plunder sieht auf den ersten Blick würdevoll aus, nimmt einem aber schon im nächsten Moment den Atem. So stelle ich mir die Wirkung von Gärgas vor. 

27. November 2015

Vorhin

Sein weggetretener Blick wirkte, als hätte er gerade einen durchgezogen und wäre irgendwo, nur nicht hier.

26. November 2015

Ihm fehlt der Aplomb, um bei einer derart selbstbewussten Figur, wie seine Frau Gemahlin eine ist, nicht ins Schleudern zu geraten; so auch gestern, als er einen Witz machte … zugegeben, einen allzu harmlosen, der ihm einen strafenden Blick einbrachte, der keinem entging, ihm am allerwenigsten. 

25. November 2015

„Sein Denken bleibt in Erinnerung!“ Angela Merkel über Helmut Schmidt, Trauerfeier 2015

„Wer die Zahlen der Moslems in Deutschland erhöhen will, nimmt eine zunehmende Gefährdung unseres inneren Friedens in Kauf.“ Helmut Schmidt, 2008

24. November 2015

Noch nie hat er über seine Malaisen gesprochen. Jedes Thema, das mit Krankheit zu tun haben könnte, würgt er schon im Ansatz ab. Dabei geht es ihm gar nicht gut, wie jeder weiß. Aber vielleicht fürchtet er ja, ein Fluch könnte ihn treffen, wenn darüber gesprochen wird –?

23. November 2015

Frankfurt, Römer

















Mein Zahnarzt hat Angst vor einem Terroranschlag. 
Und ich habe Angst vorm Zahnarzt.

22. November 2015

Er spricht immer nur über seine eigenen Ansichten, andere interessieren ihn nicht. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, woher er seine Weisheiten hat. Vielleicht ist es das, was ihn so anziehend macht für L., die ihn mit ihren blauen Augen anschaut, als hätte sie in ihm Amerika entdeckt. Dabei ist er nichts anderes, als ein in sich selbst verliebter Simpel. 

21. November 2015

Der Schal, den sie leger um den Hals geworfen trägt, hat Geld gekostet, und nicht zu wenig, genau wie die cremefarbenen Pumps, die glänzen, als hätten sie eben noch im Schaufenster gestanden. Sie ist der Typ Frau, die sich für den Mann entschieden hat, der es sich leisten kann, ihr ein angenehmes Leben zu bieten. Vermutlich ist der Freitag, vielleicht auch der Samstag, der Tag des Herrn. Es sei denn, die Migräne funkt dazwischen.

20. November 2015

Eine Religion, die Leib und Leben ihrer Kritiker bedroht, ist in Wahrheit eine kodifizierte Geisteskrankheit.

19. November 2015

Vorgestern, beim Fußballspiel Türkei gegen Griechenland, unterbrachen zahlreiche türkische Fans die Schweigeminute für die Opfer in Paris mit Pfiffen und der Parole: „Die Märtyrer sind unsterblich!“ Die Partie endete 0:0.

18. November 2015

Mancher fällt nur deshalb hin, weil er im Stolpern zurückblickt, um sich der Ursache seines Stolperns zu versichern.

17. November 2015

Tropfen, die trommeln
Vibrato des Eisschranks
Du blätterst die Zeitung

16. November 2015

… und und und so fort so fort.

So wie sich der Priester ein wallendes Gewand überzieht, um sich der sinnlichen Erfahrung zu entziehen, so verkleiden die Politiker die Wirklichkeit mit wallenden Worten. Dann wird aus arm sozial schwach, aus Krieg eine humanitäre Aktion, aus dem Bombardement eines Spitals ein Kollateralschaden, Luftvergiftung heißt Schadstoffemission, die Erhöhung der Arbeitslosenzahl nennt sich Rückgang der Beschäftigungszahl, aus dem Druck der Wirtschaft auf die Politik werden Sachzwänge, und die Kürzung staatlicher Leistungen bis an die Schmerzgrenze heißt Zumutbarkeitsregelung …

15. November 2015

Wie eine Erkältung … Du hast sie dir von jetzt auf nachher eingehandelt.

13. November 2015

… irgendwie doch.

Da wir uns schon lange kennen, fast befreundet sind, erlaubte ich mir die Frage, warum er sich von ihr getrennt habe. Nachdenklich sah er mich an: „Weißt Du, ihr größtes Problem bei meiner Beerdigung wird sein: Welches Kleid ziehe ich an?“ Er stockte, bevor er fortfuhr: „Als ich zu dieser Erkenntnis gekommen war ...“ Er hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. „Verstehste nicht, oder?“ Nicht so ganz, aber …

12. November 2015







Das Foto ist das Relikt eines Ereignisses, das vom Erinnern ergänzt wird.

11. November 2015

Auf dem Weg vom Elsass nach Hause traf ich H. in Kirchheim. Ich stand noch ganz unter dem Eindruck dessen, was mir mein Wirt berichtet hatte. Heute Mittag würde sein bester Freund beerdigt werden, er habe sich umgebracht, weil er es nicht verschmerzen konnte, dass seine Verlobte ihn verlassen hatte. H. grinste nur und meinte, wegen einer Frau würde er sich nie und nimmer umbringen. Wegen seiner Hunde schon. Dieser Tage, als ich das Anni erzählte, meinte sie: Was wunderst du dich? Hundbesitzer sind nun mal eine ganz eigene Spezies.

10. November 2015

Sie war die erotischste Frau gewesen. Und sie wusste das auch. Nachdem ihr Mann, ein Dixieland-Posaunist, sie verlassen hatte, alterte sie rapide, wie eine Birke, der man das Wasser entzogen hat. Eben fuhr sie vorbei. Am Glascontainer steigt sie vom Rad. Beide Gepäckträgertaschen sind prall voll mit leeren Flaschen.

9. November 2015

„Wie kommst denn du daher?“, sagt Herta. Eine Knieoperation hat er im September gehabt, sagt er. Anschließend Reha, Schmerzen wie verrückt. „Keiner hat gemerkt, dass was gebrochen war“, sagt er. Nachher sagt Herta: „Der schleppt aber auch ein Gewicht mit sich rum –! Nee –! Schon was dem sein Kopp wiegt“, sagt Herta. „Mannomann! Das hält doch kein Knie aus!“

7. November 2015

Gestern Abend wurde in Neustadt die Pfälzer Krimi-Anthologie „Slevogts Tod“ präsentiert. Einer der Autoren trug aus der Geschichte eines jeden der zwölf Kollegen zwei längere Abschnitte vor, stets gefolgt vom Blues eines Gitarristen. Nach Vorstellung der fünften Geschichte, als der Gitarrist zum Spielen ansetzte, machte sich einer der Autoren auf den Weg zur Toilette, der ihn durch einen Mittelgang zwischen den langen Tischreihen führte. Als er zurückkam, wurde er von frenetischem Klatschen des Publikums begrüßt. Erst als er auf seinem Platz war, erfuhr er warum: Der Kollege auf der Bühne, der ihn hatte vorstellen wollen, war durch lauten Zuruf des Verlegers darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Autor gerade auf der Toilette sei. Nachher, auf dem Nachhauseweg, dachte er: Wer kann schon von sich sagen, fürs Pinkeln Beifall bekommen zu haben? 

6. November 2015


Dieser Satz wurde ins Englische übersetzt und anschließend rückübersetzt.

4. November 2015

Zuletzt klagte G.H., Redakteur beim Rundfunk, über die Beschwernisse im Umgang mit Witwen großer Musiker: Bei allem wollen sie mitreden, auch dann, wenn sie nicht die Spur einer Ahnung haben. Erwartungsvoll sah er mich an, als ich sagte, ich trage mich mit dem Gedanken, ein Buch über jene Witwen zu schreiben. Den Titel hätte ich bereits. Sag schon, ermunterte er mich. Drachen, erwiderte ich, mit drei Ausrufezeichen. Er fand, das sei ein sehr guter Titel.

3. November 2015

Er bevorzugt bayerisches Bier; norddeutsches lehnt er ab. Das bayerische habe den Vorzug, besser verträglich zu sein. Und mehr davon trinken könne man auch. Um letzteres ginge es ihm, meint seine Frau, und um nichts anderes. Sein Körper verlange das nun mal, entgegnet er, das sei genetisch bedingt … Sie blickt zum Himmel und wechselt das Thema.

1. November 2015

Immer wieder erzählte er von damals, als in London das Musical HAIR gegeben wurde, und die Darsteller, total bekifft, sich ihrer Klamotten entledigten, und er es ihnen gleichtat, sich einen fetten Joint ansteckte und auf die Bühne ging. Irgendwann glaubte er sich selber. Dabei war ich es, der ihm die Geschichte erzählt hatte. Ich hatte sie irgendwo gelesen.