15. September 2015

Eine Kreuzfahrt, die ist lustig …

Schweigend liefen wir die Abtsgasse hoch in die Wallstraße zum Lobster. Dem Wirt war der Rheingauer Riesling ausgegangen. Wir entschieden uns für Sancerre und gingen nach draußen an einen der Bistrotische. „Ich glaube, meine Alte hat einen an der Klatsche“, brach er das Schweigen und starrte ewig lange ins Glas. Zaghaft fragte ich: „Wie … wie meinst du das?“ „Wie ich das meine?“ Er atmete tief durch. „Sie will eine Kreuzfahrt machen.“ „Jesses –!“ entfuhr es mir. „Ich und eine Kreuzfahrt!“ sprach er kopfschüttelnd. „Und du kannst sie nicht davon abbringen?“ „Kennst sie doch. Wenn die sich was in den Kopf gesetzt hat … “ Wir prosteten uns zu. „Finde dich halt damit ab. Es gibt Schlimmeres.“ Etwas Banaleres war mir nicht eingefallen. „Du hast gut reden“, brummte er. Sie hat wirklich einen an der Klatsche … eine Kreuzfahrt, und das mit ihm! Im Krieg haben sich Soldaten ins Bein geschossen, um dem Grauen zu entgehen. Ich überlegte, was er sich antun könnte. Vielleicht könnte er … „Du könntest dir eine Verletzung beibringen. Ich meine … also … nichts Schwerwiegendes … aber …“ Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Die Eier quetschen, oder was?“ „Nee“, lenkte ich ein,  „so weit würde ich nicht gehen.“ „Ich glaube, du hast auch einen an der Klatsche.“ „Wahrscheinlich“, erwiderte ich, und wir müssen beide lachen. Gestern schickte er mir eine SMS. „Sind auf Landgang in Palma. Hätte auf Dich hören sollen!“

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