19. März 2015

Vielleicht steigt er demnächst auf einen Leopard um.

Schließlich entdeckte ihn einer in seinem Seminarraum. Er war dabei, seinen linken Zeigefinger, den er sich beim Griff in die Schreibtischschublade an einer Reißzwecke gestochen hatte, mit Mercurochrom zu behandeln, ein Desinfektionsmittel, das er immer dabeihat, wie andere Leute ihren Personalausweis. Wenn es um seine Gesundheit geht, ist er von fanatischer Wachsamkeit. Ein bisschen Husten, und schon erscheint er beim Arzt und lässt sich die Lunge abhören. Nur wenn er in seinem Porsche sitzt, kennt er kein Pardon. Mit quietschenden Reifen zieht er los wie ein Vorstadtcasanova, der seiner Tusse imponieren will, und ab geht die Post, und immer auf der linken Spur. Bis vor kurzem! Zwischen Frankfurt und Wiesbaden war er Zeuge eines Auffahrunfalls geworden. Der Anblick des Fahrers, den die Feuerwehr aus dem zusammengequetschten Passat mit einem Schneidbrenner herausholte, muss ihn schwer geschockt haben. Schon am nächsten Tag beschloss er, seinen Porsche gegen einen Mercedes einzutauschen. 

18. März 2015

Engländer sind sehr angenehme Gäste, meint die Wirtin, sie sind nie zu laut, verhalten sich immer kontrolliert (nie hat sie erlebt, dass einer ein Glas oder eine Flasche umgestoßen hat), sind gepflegt gekleidet, und sie maulen nicht, wenn mal etwas schiefgeht. Und noch nie hat einer ihrer Bedienung auf den Hintern geklatscht, wirklich noch nie, hebt sie hervor. Russen sind da etwas anders, wenn sie einen in der Krone haben. Weil sie Wodka gewohnt sind, trinken sie den Wein, als wenn es Wasser wäre, und plötzlich fallen sie um oder sie werden ausfällig. Sie lacht in einer Art, als schämte sie sich, zu viele Geschäftsgeheimnisse ausgeplaudert zu haben, und ergänzt, dass natürlich nicht alle so sind.

17. März 2015

Sie sei eine bienenfleißige Frau, nichts sei ihr zuviel, ein Pflichtmensch, rechtschaffen, unbestechlich, wie man sich eine Verwaltungsangestellte nur wünschen könne, und durchaus nicht ohne Reiz, schwärmte der Altbürgermeister. Allerdings dumm wie Bohnenstroh, hat er der Ordnung halber drastisch ergänzt.

16. März 2015

Frankfurt am Main
Al Capone wurde 1899 als Sohn italienischer Einwanderer in Brooklyn geboren. In den 1920er und 1930er Jahren war er einer der skrupellosesten Mafia-Verbrecher in den USA. Seine Geschäfte machte er u.a. mit Prostitution, Schutzgelderpressung, Bestechung und Bedrohung. Seit dem Massaker am Valentinstag anno 1929 in Chicago nannte die Presse ihn Staatsfeind Nr. 1. Er starb 1947 an den Folgen einer Syphilis, die er sich bei einer Prostituierten zugezogen hatte. Al Capone gehört heute zur italienischen Identität. Zahlreiche Pizzerien und Produkte tragen seinen Namen.

15. März 2015

Ruhelos wälzte er sich im Bett, während sie zusammengekauert neben ihm lag und fest schlief. Leise stand er auf und machte sich einen Kaffee. Als er Zucker einrührte, stand sie plötzlich neben ihm. Sie fuhr ihm mit der Hand übers Haar, griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck. 

14. März 2015

„Der Nächste, bitte“, rief die Verkäuferin.

Mit sarkastischem Lächeln wandte Eva sich ihrem Mann zu. „Was ist?“, fragte er verunsichert. „Sexismus! Merkste das denn nicht?“ Eva hat ein ausgeprägtes Sprachgefühl, das sie von ihrer Mutter, einer Altachtundsechzigerin mit androgynem Kurzhaarschnitt, geerbt hat.

13. März 2015

Zum Ungeheuer, Forst an der Weinstraße




























Es war der 8. Februar, als sie beim Mittagessen in der Gaststube saßen und sein Telefon sich meldete. Charlotte sei in der letzten Nacht angekommen, früher als erwartet, aber wohlbehalten. Daran dachte er, gestern Morgen, als er auf dem Rad vorbeifuhr. Später, wenn er ihr davon erzählen wird, wird sie bestimmt wissen wollen, was es mit dem merkwürdigen Namen des Gasthauses auf sich hat. Er wird ihr sagen, dass es nach einer der besten Weinlagen der Pfalz benannt ist. Und er wird ihr sagen, dass seine Freude ungeheuer war, damals, am 8. Februar 2015, um die Mittagszeit.

12. März 2015

Er war von mittlerer Größe, mit wenig Haar auf dem Kopf, das ihm strähnig an den Seiten herunterhing, eine Mischung aus blond und grau, und einem dazu passenden geröteten Gesicht, das ihn an den irischen Kollegen erinnerte, den er vor Jahren bei einem Kongress kennengelernt hatte. Merkwürdig, dachte er, egal, was du liest, siehst, hörst, schmeckst, riechst … immer dockt sich Vergangenheit an. 

11. März 2015

Männer ohne Frauen

Heute Mittag in Forst, die Kellnerin legt ihm zwei Karten hin. „Ach, Sie sind alleine?“ Ja, alleine! Heute Abend in Deidesheim, er bittet die Kellnerin, ihm einen Tisch zuzuweisen. „Sie sind alleine?“ Gereizt erwidert er, seine Frau habe ihn verlassen. Nach einem kurzen Zögern deutet sie auf einen Vierertisch, auf dem ein Reserviert-Schild steht. Sie nimmt es weg und sagt leise: "Bitte sehr!" Vielleicht war er jetzt doch etwas zu weit gegangen.

10. März 2015

Kein Laut drang von draußen herein. Auch das Zirpen der Heimchen war längst verstummt. Irgendwann meldeten sich zaghaft die ersten Frühaufsteher, und bald schon hatte sich ein ganzer Chor formiert. Seltsam, jeder singt in seiner eigenen Tonart, und doch klingt es harmonisch.

9. März 2015

R. war einige Jahre Richter, bevor er sich entschied,  Staatsanwalt zu werden. Er ist, wie es unter seinen Kollegen heißt, ein scharfer Hund, dessen ungeachtet – ein strikter Gegner der Todesstrafe. Nur in zwei Fällen wäre er bereit, eine Ausnahme zu machen: Beim Erfinder der Glasbausteine und dem der Damenstrumpfhose.

8. März 2015

… des Lied ich sing.

Noch in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts ließ der Vatikan verlautbaren, die Mafia, die gäbe es gar nicht, das sei eine freche Erfindung der Kommunisten. Das sagt er heute nicht mehr. Aber so ganz sicher scheint er sich nicht zu sein, wenn man Nicola Gratteri, dem Generalstaatsanwalt von Reggio Calabria, Glauben schenken darf: „Es gibt Pfarrer und Bischöfe, die vor Gericht zugunsten von Mafiosi aussagen, weil diese gute Menschen und gute Christen seien.“ Bedenkt man, dass der Heilige Stuhl 400 Jahre brauchte, um anzuerkennen, dass die Erde sich um die Sonne dreht, muss das letzte Wort zur real existierenden Mafia wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. 

6. März 2015


Die weißen Lamellen der beiden äußeren Fenster waren hochgezogen. Hinter dem mittleren stand ein Engel mit gefalteten Händen. Vorgestern ist sie operiert worden. Sechs bis acht Stunden würde die Operation dauern, hatte sie gesagt, und er hatte versprochen, an sie zu denken. Vielleicht würde es ja helfen, hatte sie gemeint und dabei gelacht. Als das Blubbern in ein Röcheln überging, wusste er, dass der Kaffee fast durchgelaufen war. Er ging in die Küche und holte eine Tasse aus dem Schrank. Schwärzer als sonst, stellte er fest, während er eingoss. Aber er schmeckte wie immer. 

4. März 2015

„Die Idee des Rassismus terrorisiert die Linke so, dass sie den Muslimen alles erlaubt, fast alles.“ (Michel Houllebecq in SPIEGEL Nr. 10/28.2.2015)

3. März 2015

Der Mann am hinteren Tisch

Er gähnte und starrte mich dabei mit weitaufgerissenen Augen an, als hätte ihm einer einen Stock in den After gerammt. Erst als er ansetzte, den Mund zu schließen, kam er  auf die Idee, die Hand davorzuhalten. 

klug wie Else

Ganz gleich von welchem Missgeschick du ihr erzählst, sofort hat sie deinen Fehler ausgemacht: „Ei, hättste doch …“, „Da musste halt …“, „Wie konnteste denn …“ Da hilft nur demütiges Schweigen. Und sich wieder einmal fest vornehmen, in Zukunft den Mund zu halten.

2. März 2015

WESTEN
aus östlicher Sicht

Gefahrvolles Ritual

Die beiden umarmten sich und schlugen sich immer wieder kräftig ins Kreuz. Je länger Männer sich nicht gesehen haben, umso höher ist die Verletzungsgefahr, der sie sich bei der Begrüßung aussetzen. 

1. März 2015

Den Religionen verdankt sich manches:

die Zehn Gebote, die Bergpredigt, Misereor, Brot für die Welt, Diakonie, die großen Kathedralen, Koran, Talmud, Kreuzzüge, die Inquisition, der Dreißigjährige Krieg, prachtvolle Moscheen und Synagogen, IS, Auspeitschungen, Kopfabschneiden, Selbstmordattentate, die Hölle, der Dschihad, die Scharia, Burka, Pegida, Al-Qaida, Nine-Eleven, Jungfrauen im Paradies und vieles, vieles mehr.

28. Februar 2015

„Findeste nicht auch?“ sagte sie und gab ihm einen Schubs in die Rippen. Er wusste nicht, was sie meinte, weil er nicht zugehört hatte. „So könnte man das sehen“, erwiderte er geistesgegenwärtig, begleitet von einem wichtigtuerischen Kopfnicken. „So sehe ich das auch“, bestätigte sie ihn. Verdammt raffiniert von mir, lobte er sich.

27. Februar 2015





"Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie." (Napoleon)

26. Februar 2015

Faust oder Gretchen, das ist hier die Frage

Ob sie sich das gut überlegt haben, ihn auf Johann Wolfgang taufen zu lassen, nur weil ihr Vater Johann und sein Vater Wolfgang heißt? Was wird die Klasse feixen, wenn er eine 4 oder 5 im Aufsatz schreibt … Faust werden sie ihn nennen, vorausgesetzt, er spielt ordentlich Fußball. Wenn nicht, ist er das Gretchen. Aber was geht mich das an.

25. Februar 2015

„Hast du mal gesehen, wie ein Hund den Mond anheult?“
„Was soll die Frage?“
„Hast du oder hast du nicht?“
„Hab ich, ja.“
„Und? Hat er sich verändert?“
„Wer?“
„Egal. Der Mond oder der Hund?“

24. Februar 2015

Absicht oder Schlamperei?

Wer einen Menschen zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder aus einem anderen niedrigen Beweggrund tötet, ist ein Mörder. Insofern ist es zutreffend, von Selbstmordattentätern zu sprechen. Aber ein Mensch, der sich tötet, weil er seine psychischen oder physischen Schmerzen nicht länger ertragen kann, wie kann man den einen Mörder, einen Selbst-Mörder nennen? Wenn das der Osservatore Romano tut, darf einen das nicht wundern. Doch wenn seriöse Medien es dem gleichtun, wundert einen das schon. 

23. Februar 2015

Noch leben wir in einem freien Land –!

Sie hat nun mal eine verdammt erotische Ausstrahlung, so wie sie ihren Hintern bewegt. Nicht dass es ihn unbedingt in Wallung versetzte. Aber hinschauen, das tat er schon ganz gerne. Zuletzt meinte Thomas, man sollte ihn als jugendgefährdend auf den Index setzen. "So weit käm’s noch, dass der Staat bestimmt, wie eine ihren Hintern zu bewegen hat!" erwiderte Volker allen Ernstes. Seit er den neuen Houellebecq gelesen hat, reagiert er völlig humorlos, wenn es um solche Themen geht.

22. Februar 2015

Es ist eine Verhannoverisierung unserer Umgangssprache zu beobachten. Immer stärker setzt sich dieses aseptische, von jedem regionalen Klang gereinigte Idiom durch.

21. Februar 2015

Ein Wort zu Martin Luther

Viele Ausdrücke, die er schuf, als er das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte, führen wir noch heute im Munde:

Feuertaufe, Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Herzenslust, Morgenland, friedfertig, Nächstenliebe, Lästermaul, Lockvogel, Firmament, geistreich, Geizhals, prahlen, Schauplatz, Vorhaut, Pöbel, kleingläubig, Feigenblatt, Sündenbock … 

Auch Redewendungen wie: 

Perlen vor die Säue werfen, ein Buch mit sieben Siegeln, die Zähne zusammenbeißen, etwas ausposaunen, im Dunkeln tappen, ein Herz und eine Seele, auf Sand bauen, Wolf im Schafspelz, Rat und Tat, seine Zunge im Zaum halten, schlecht und recht, Fleisch und Blut, Mark und Bein gehen auf ihn zurück. Seine sprachschöpferische und stilistische Leistung ist einzigartig.
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Anm. Wieso eigentlich sprechen seine Nachfahren, die an den Mikrofonen deutscher Rundfunkanstalten sitzen, seinen Namen englisch aus, wenn von dem Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King die Rede ist? Bei dem einen klingt es Martin Luuser King, bei dem anderen Martin Lusser King, vielleicht gibt es noch eine dritte Variante zwischen Luuser und Lusser. Nach Luther jedenfalls klingt es nie.

20. Februar 2015

Ich bin sein Schnäppchen.

Trinken wir einen? fragte er mich, als wir uns  heute Morgen auf der Fressgass begegneten. Auch wenn immer ich es bin, der zahlt (und bei einem Wein bleibt es nie), so ziehe ich doch einen nicht geringen Nutzen daraus. Beispielsweise hätte ich für die Matratze, die ich letztes Jahr gekauft habe, ohne seinen Tipp gut einen Hunderter mehr hinlegen müssen. Ich glaube, ich habe noch nie über etwas anderes mit ihm gesprochen als über Schnäppchen. 

19. Februar 2015

Auf der Konstablerwache

Um mir nicht sein Gebabbel anhören zu müssen, bleibe ich stehen und wende mich dem Stand mit den Kürbissen zu. Während ich ihm nachblicke, frage ich mich, weshalb er so getan hat, als hätte er mich nicht gesehen. Er muss mich gesehen haben. 

Über Fotografie

Die benutzerfreundliche Technik macht glauben, jeder, der einen Finger an der Hand hat, könnte fotografieren. Das ist falsch! Richtig ist: Er kann draufdrücken. 

18. Februar 2015

Der Wortführer am Nebentisch erinnert mich an einen Politiker, der durch Verschlucken aller Präpositionen und aller Vor- und Nachsilben einen mehrgliedrigen Satz auf zwei, drei Laute reduzierte, als fürchtete er, seine Zuhörer könnten ihn verstehen, ja, als fürchtete er, sich selbst zu verstehen. Aber vielleicht ging es ihm nur darum, jede seiner Äußerungen dementieren zu können.

Frankfurt am Main / Steinweg


 

Ausreichende englische Sprachkenntnisse sind die Voraussetzung, damit Zuwanderer an der deutschen Leitkultur teilhaben können.

17. Februar 2015

Seine runzelig weiße Haut mit den braunen Flecken erinnerte ihn an Matzen.

Früher, wenn die Nachbarn Pessach oder eine Bar Mizwa feierten, schickten sie eines ihrer Kinder mit ein paar Fladen vorbei. Wenn er sich dann das erste Stück abbrach und es in den Mund steckte, zögerte er für einen Moment, weil er an Hostien dachte. Die hätte er nie gekaut, die ließ er zwischen Zunge und Gaumen zergehen. Schließlich ist die Hostie der Leib Christi, und die Vorstellung, er würde … Das dachte er nie zuende.

15. Februar 2015

Nachdem er sich das alles angehört und jedes Wort auf versteckte Bedeutungen abgeklopft hatte, wurde ihm klar, dass er sich das alles hätte ersparen können. Er war nicht gescheiter als zuvor.

14. Februar 2015







Es gibt unwürdigere Arten, an das Geld anderer Leute zu kommen, als durch Prostitution.

13. Februar 2015

Zur rechten Zeit am rechten Ort

Letzte Woche, bei der feierlichen Amtseinführung des italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella, war auch Silvio Berlusconi zugegen. Zur Erheiterung berichtete Berlusconi von folgender Begebenheit:
Ein Sizilianer wird von der Polizei kontrolliert. Auf die Frage, was er in seiner Tasche habe, gibt er an, nichts anderes sei darinnen als ein Taschenrechner. Bei der Durchsuchung kommt eine Lupara, eine abgesägte Schrotflinte, zum Vorschein. Meint der Sizilianer: „Was regt ihr euch auf? So wird nun mal bei uns abgerechnet." 
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Anm.: Mattarellas Bruder Piersanti wurde 1980 von der sizilianischen Cosa Nostra erschossen. Berlusconi war viermal Ministerpräsident von Italien. 

12. Februar 2015

Politsprech

Immer mehr werden die Wörter wie die Bilder gebraucht: schillernd und alles Mögliche bedeutend, dementierfähig. 

11. Februar 2015

Wenn die Islamisten nichts mit dem Islam zu tun haben, was haben dann die Kreuzfahrer mit dem Christentum zu tun? Nichts? 

10. Februar 2015

Die Massenkultur ist eine Bedrohung der Phantasie. Die ständige Wiederholung der Klischees macht die Menschen apathisch.

9. Februar 2015

8. Februar 2015

Die Gefahr lauert überall

Als sie in das Alter kam, in dem ihre Virginität in Gefahr geriet, schickten ihre Eltern sie ins Gymnasium der Ursulinen. Dass sich ein Messdiener und dann der Kaplan an sie ranmachen würden, konnten sie bei Gott nicht ahnen.

7. Februar 2015

Die Eitle

Würde ihr einer flüstern, der Mann auf der anderen Straßenseite sei angesichts ihres Aussehens vom Rad gefallen, sie würde es glauben. Zugegeben, sie sieht auffallend gut aus. Sie hat ein ebenmäßiges Gesicht, volle Lippen, langes, schwarzes Haar und eine schlanke Figur, alles was eine Frau zu einer schönen Frau macht. Ungeachtet dessen ist  sie von paradigmatischer Unerotizität.

6. Februar 2015

… als wenn einer immer denselben Satz sagte.

Es gibt Künstler, die sich über Jahrzehnte ständig wiederholen. Ihre Galeristen nennen das Konsequenz.

5. Februar 2015




Weiß der Himmel, was schon alles in einem Sarg transportiert worden ist … Drogen, Waffen, quicklebendige Halunken, hinter denen die Polizei her war, Opfer, die mit dem Segen eines ahnungslosen Pfarrers im Krematorium entsorgt wurden, und was sonst noch. 



4. Februar 2015

unter lustigen vögeln

Und da sagen doch maßgebliche Germanisten, unsere Sprache würde nichts an Informationswert verlieren, wenn wir zur radikalen Kleinschreibung übergingen ... Welch ein Irrtum!

3. Februar 2015

Sein tiefschwarzes Haar glänzte wie Speck. Es wellte sich über den Kragen eines etwas zu engen, giftgiftgrünen Anzugs. Ein Künstler –? Bühnenkünstler, wahrscheinlich, dachte ich. Im Vorbeigehen fiel mein Blick auf seine Schuhe. Sie waren mit Paketkordel geschnürt.

2. Februar 2015

Miteinander schlafen, das taten sie schon seit Jahren nicht mehr.

Pünktlich um halb acht verließen sie das Haus und kehrten, je nach Stundenplan, zwischen zwölf und eins zurück. Wer zuerst da war, bereitete das Essen vor, meist Nudeln mit einer in der Mikrowelle aufgetauten Soße, oder Aufgewärmtes vom Abend zuvor. Die Sommerferien verbrachten sie in Frankreich. Beide liebten sie den Atlantik und das kleine Häuschen in Vendée, das sie in den Achtzigern erworben hatten. Sie lebten still und zufrieden nebeneinanderher. Bis Jenny auftauchte. Danach änderte sich alles.

1. Februar 2015

Die Lippen zusammengepresst stieß sie abschätzig die Luft aus der Nase, um jede Unklarheit zu beseitigen, was sie von den Ausführungen ihres neuen Freundes hielt. Wir anderen sahen uns an und wussten, das wird nicht gutgehen.

Der Aushilfskellner

Die Bestellung nahm er mit einem angedeuteten Nicken auf, um sich wortlos dem nächsten Tisch zuzuwenden. Es war augenscheinlich, dass er uns zeigen wollte, welche Überwindung es ihn kostete, uns zu bedienen. Bei unserem heutigen Besuch berichtete der Wirt, es sei der Cousin seiner Frau gewesen, der Ende letzten Jahres seine Magisterarbeit gemacht habe. Ach! staunte Heinz und grinste, wenn dem so ist –!