Schließlich entdeckte ihn einer in seinem Seminarraum. Er
war dabei, seinen linken Zeigefinger, den er sich beim Griff in die
Schreibtischschublade an einer Reißzwecke gestochen hatte, mit Mercurochrom zu
behandeln, ein Desinfektionsmittel, das er immer dabeihat, wie andere Leute
ihren Personalausweis. Wenn es um seine Gesundheit geht, ist er von fanatischer
Wachsamkeit. Ein bisschen Husten, und schon erscheint er beim Arzt und lässt
sich die Lunge abhören. Nur wenn er in seinem Porsche sitzt, kennt er kein
Pardon. Mit quietschenden Reifen zieht er los wie ein Vorstadtcasanova, der
seiner Tusse imponieren will, und ab geht die Post, und immer auf der linken
Spur. Bis vor kurzem! Zwischen Frankfurt und Wiesbaden war er Zeuge eines
Auffahrunfalls geworden. Der Anblick des Fahrers, den die Feuerwehr aus dem
zusammengequetschten Passat mit einem Schneidbrenner herausholte, muss ihn
schwer geschockt haben. Schon am nächsten Tag beschloss er, seinen Porsche gegen
einen Mercedes einzutauschen.
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