und der ihre an ihm, wie er verwundert feststellte,
schließlich schien sie nicht älter als Mitte zwanzig,
was ihm schmeichelte,
weil es jedem älteren Mann
schmeichelt, wenn eine junge Frau … Jetzt zieh dich
nicht daran hoch, ermahnte er sich.
30. November 2014
28. November 2014
27. November 2014
His masters voice
Er zerrte kurz an der Leine. Der Hund blieb stehen,
hob den Kopf und sah sein Herrchen fragend an.
„Es ist Rot!“ raunzte der. „So! Jetzt ist Grün! Auf!“
hob den Kopf und sah sein Herrchen fragend an.
„Es ist Rot!“ raunzte der. „So! Jetzt ist Grün! Auf!“
26. November 2014
Genial!
„Streiche endlich genial aus deinem Wortschatz! Wenn wir schon einen Fernsehkoch als genial bezeichnen, wie nennen wir denn dann einen Leonardo oder Einstein oder Picasso? XXXXL-genial, oder wie?“, knurrte er.
25. November 2014
zum Beispiel C.
Sie gehört zu den Leuten, die gekränkt
sind, wenn man ihnen eine Frage stellt,
die sie nicht beantworten können.
24. November 2014
Sie ist 45,
sieht aber aus wie eine Achtundzwanzigjährige nach durchzechter Nacht. Ob das an ihrer schlanken, mädchenhaften Figur liegt oder an ihrer Physiognomie, die ein wenig verlebt wirkt und zu ihrem Körper nicht so recht passt?
23. November 2014
Der Dauergast
„Ich möchte mir heute
Abend die Talkshow ansehen“, sagte sie.
„Bosbach interessiert
mich nicht“, sagte er.
„Woher willst du
wissen, dass Bosbach dabei ist?“, fragte sie.
„Der
ist immer dabei“, sagte er.
Vor zwei Monaten, am 23. September 2014, habe ich sie auf dem Markt gekauft.
Seitdem liegt sie auf dem Fensterbrett. Ihr appetitliches, strahlendes Rot
erfreut mich jeden Morgen, wenn ich in die Küche komme.
22. November 2014
21. November 2014
Die alten Promis
In den Talkshows genießen sie großen Respekt. Jeder Nonsens, den sie
absondern, wird mit Beifall quittiert, und sie werden dazu noch gelobt, sie
sähen viel jünger aus, man könne es kaum glauben. Der ausgiebige Applaus des
Publikums verdankt sich bestimmt einem Display, auf dem Klatschen! blinkt.
20. November 2014
19. November 2014
Der Magier
Als er das Bild sah, hatte er sofort den Geruch der Abfüllerei in der Nase. Er sah das Flaschenkarussell, das sich klappernd drehte, und er sah den älteren, wortkargen Mann, der den Vorgang kontrollierte. Nie hätte er ihn anzusprechen gewagt. Stets blieb er im Eingang stehen, bis der Mann sich ihm zuwandte. Fürchten tat er sich nicht vor ihm, aber irgendwie umgab ihn ein beängstigendes Geheimnis. Der Mann war ein Magier, der aus dem Nichts die süße Limonade in die Flaschen zauberte. Schüchtern bat er um eine Flasche Chabeso. Gleichzeitig hielt er ihm das Geld hin, auf den Pfennig genau abgezählt. Wenn er dann wieder draußen war, hatte er das Gefühl, sich die Flasche verdient zu haben. Er stellte sich hinter das Hoftor, wo ihn keiner sehen konnte, und trank sie leer. Danach genoss er den süßen, klebrigen Geschmack im Mund. Er vermied es zu schlucken, um die Süße möglichst lange zu bewahren.
Ein kostspieliger Freund
Ganz nebenbei sprach er von seinen akademischen Erfolgen, die jeder sofort als Schwindel erkannt hätte. Sie nicht! Und er? Er genoss es, ihre Bewunderungsgabe zu mästen. Im Stillen applaudierte er sich, stolz darauf, dass er auch sie zum Narren machen konnte.
18. November 2014
Blick auf die Straße
Vor dem offenen Schuhkarton, der in der Mitte der Straße liegt, verzögern sich seine Schritte. Er bleibt stehen, wirft einen kurzen Blick hinein und setzt seinen Weg in beschleunigtem Tempo fort, als hätte der Karton ihn an verlorene Zeit erinnert. Jetzt läuft ein Kind auf die Straße und hebt den Karton auf. Es läßt ihn sogleich wieder fallen, um ihn mit kräftigen Tritten vor sich her zu treiben. Das weiße Papier, das herausgefallen war, wird von einem vorbeifahrenden Auto zur Seite gewirbelt. Der Lastwagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite fährt weg und ein Pkw parkt ein. Alles ist wieder so wie immer.
17. November 2014
So ein Dabbes!
stieß sie erschrocken aus, als er sich gerade noch
fangen konnte, nein, doch noch auf dem Boden landete.
Als er aufstand und so tat, als wäre nichts gewesen, lachten alle, wie nach
einem gelungenen Slapstick.
16. November 2014
Die Halsbinde, die aus Kroatien stammt und sich in der Mitte des
19. Jahrhunderts einbürgerte, ist noch heute kanonisiertes Muss des korrekt
gekleideten Mannes. Dessen ungeachtet wird der sich der Konvention Verweigernde
inzwischen toleriert, selbst an Orten der gehobenen Kultur, des verordneten
Trauerns und Gedenkens. Als letzte haben die staatlich konzessionierten
Spielbanken den Krawattenzwang aufgehoben.
Gestern Nacht bekam Vitali Klitschko in der 5. Runde einen Schlaganfall
von dem sich sein Gegner Kubrat Pulew nicht mehr erholte.
15. November 2014
Jung sieht sie nicht aus.
Sie sieht auch nicht alt aus. Sie sieht zeitlos aus, als gäbe es sie viel länger, als es sie gibt. So sehen die Stars in den Magazinen aus, perfekt geschminkt und von Pickeln und Fältchen per Photoshop gereinigt. Nur, dass bei ihr alles echt ist, die pure Natur. Vermutlich!
14. November 2014
13. November 2014
Rat an eine verzweifelte Mutter
Glaub mir, Du wirst den Typ nicht dazu bringen, sich
freiwillig die Zähne zu putzen! Du kannst Dir den Mund fusselig reden, er wird
es nicht tun! Ich sage Dir: Verbiete es ihm! Und er wird es heimlich tun. Denn
Verbot reizt zum Widerspruch! Und solltest du ihn dabei erwischen, so scheiß
ihn an! Verlass dich drauf: Irgendwann wird er Dir einen Vortrag über
Mundhygiene halten.
Das Komma
Immer, wenn ich einen Text in den Blog setze, hoffe ich, keinen Kommafehler gemacht zu haben, eingedenk dessen, dass Karl Kraus in jedem falsch gesetzten Komma ein Anzeichen für die geschändete Weltordnung sah. Mehr noch: Er war überzeugt, ein Kommafalschsetzer sei zu allem und jedem und jederzeit zu einer kriegerischen Handlung fähig. Ist vielleicht doch etwas übertrieben?
12. November 2014
Die italienische Mafia
wird hierzulande romantisch verklärt, als handelte es sich
um eine Erscheinung wie den Räuber Hotzenplotz.
Buchempfehlung:
Petra Reski: Mafia, 2009
Jürgen Roth: Mafialand Deutschland, 2009
Die Vatertochter
Dass ihr Vater immer mal wieder einen nicht ganz hasenreinen Spruch zum Besten gab, hatte sie als Jugendliche genossen. Wenn sie dann gemeinsam mit ihm losbrüllte vor Lachen, setzte ihre Mutter eine leichenbittere Miene auf, denn sie kam aus einer gediegenen Frankfurter Bankiersfamilie. „Mein Gott, seid ihr gewöhnlich!“ pflegte sie das zu kommentieren. Insofern hätte sie es als unehrlich empfunden, die Sprüche ihres Vaters goutiert zu haben, die der Kollegen aber auf die Goldwaage zu legen.
10. November 2014
9. November 2014
7. November 2014
Er und sie.
Wann habe ich das letzte Mal einen Mann mit verschränkten Armen gesehen? Meinen Großvater, ja! Heute setzt sich keiner so hin. Nur er, er sitzt da wie ein Ölgötze, zwölf Stunden am Stück, regungslos, und guckt fern, sagt sie. Während sie unentwegt etwas tun muss, egal was. Die Hauptsache, sie hat was zu tun. Wenn alles getan ist, fällt ihr was Neues ein, weil nie alles getan ist, weil es immer weitergeht, wie ein Fluß, der nie zu fließen aufhört.
6. November 2014
6. November 2002
Bei einem Flugzeugabsturz in Luxemburg sind zwanzig Menschen ums Leben gekommen; fünfzehn Deutsche, vier Luxemburger und ein Franzose. Alle Sendeanstalten in Deutschland, Frankreich und Luxemburg berichten darüber. Der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker und der deutsche Verkehrsminister Manfred Stolpe erscheinen umgehend am Unglücksort. Die Trauer in Europa ist groß. Von der Öffentlichkeit unbeachtet haben an diesem Tag 109 Menschen auf Europas Straßen ihr Leben verloren, 1369 wurden zum Teil schwer verletzt.
4. November 2014
Gestern Abend im Weinlokal
Fritz wippt mit den Füßen, fährt sich mit der Hand übers Haar, wischt sich mit dem Deutefinger die Mundwinkel aus, zieht die Unterlippe durch die Zähne, stets ist ein Teil seines Körpers in Bewegung. Man sollte sich schon zu Lebzeiten mit dem Tod beschäftigen, empfiehlt der Mann am Nebentisch. Ja, wann denn sonst? Würde Lisbeth nur halb so freundlich aussehen wie ihr Vierbeiner unterm Tisch, man müsste sie liebhaben. Rainer unterbricht Ute, bevor sie den ersten Satz beenden kann. Im Fußball nennt man das forechecking, eine Taktik, die angewandt wird, um den Gegner schon im Ansatz daran zu hindern, sich entfalten zu können. Und Ute, sie sieht ihn an, als hätte sie aus Versehen die Notbremse gezogen. Die Grübchen geben Heide ein mädchenhaftes Aussehen. Immer scheint sie zu lächeln oder lautlos zu lachen. Beneidenswert, solche Grübchen, siehst immer freundlich aus. „Was schreibst du denn die ganze Zeit?“ fährt mich Lisbeth an. Ich sage: „Entschuldige!“ und stecke den Zettel ein.
3. November 2014
Mama Mafia
„Ein italienischer Antimafia-Staatsanwalt hat uns von folgendem Ritual berichtet: Wenn ein Baby so weit ist, dass es sich für seine Umgebung interessiert, legt die Mutter einen Schlüssel und ein Messer in seine Nähe. Entscheidend für sein zukünftiges Leben ist, nach was es greift. Nach dem Schlüssel oder dem Messer? Der Schlüssel steht für Polizei, das Messer für Mafia. Das geschieht, wohlgemerkt, im Beisein eines Bosses.“ Der Kommissar sah seinen Kollegen an und grinste. „Nicht so einfach für die Mutter, oder?“
„Vermutlich legt sie den Schlüssel weit genug weg, damit ihr Baby nicht drankommt?“
„Wärst eine kluge Mafia-Mama.“
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